Von tiefroten zu dunkelgrünen Vorzeichen - Die geldpolitische Fantasie ist zurück
04.10.2022
Die Stimmung an der Börse kann sich kaum schneller und deutlicher drehen. Während noch am vergangenen Freitag die Aktienmärkte den September tiefschwarz mit einer seit 2009 nicht mehr gesehenen Performance beendeten, steigen sie zum Start in den Oktober wie Phoenix aus der Asche empor.
Der Deutsche Aktienindex kann seit gestern
Morgen mittlerweile um über 800 Punkte zulegen und scheint heute
Nachmittag auch nicht gewillt, etwas von den Gewinnen abzugeben. Die
Hoffnung der Anleger auf eine sanfte Landung der Wirtschaft lebt wieder
auf und sie fußt darauf, dass die Zentralbanken in der ganzen Welt das
Tempo ihrer geldpolitischen Straffung zumindest drosseln oder sie am
Ende ganz beenden.
Die
jüngsten Entwicklungen in Großbritannien und jetzt auch in Australien
könnten so für den notwendigen und nachhaltigen Stimmungsumschwung an
den Märkten sorgen. Ließe in den kommenden Monaten noch die Bedrohung
durch die Inflation nach, könnten die Zentralbanken in der Tat eine
weniger restriktive Haltung einnehmen und damit den Bärenmarkt der
vergangenen Monate beenden.
Die
kurzfristigen Zinssätze steigen in den USA zunächst nicht weiter,
obwohl die Notenbank Fed in vier Wochen die Zinsen wahrscheinlich erneut
anheben wird. Es scheint sich tatsächlich ein Ende dieses
Erhöhungszyklus anzudeuten. Ein Teil des Rückgangs wurde auch durch
schwache Daten des verarbeitenden Gewerbes ausgelöst, die darauf
hindeuten, dass sich auch die Inflation verlangsamen und so die
US-Notenbank ihr Tempo bei den Zinserhöhungen drosseln und damit auch
die Wirtschaft etwas entlasten könnte.
Selbst
wenn es nur ein schwärmerisches Denken von Optimisten ist, könnten die
Zinsen irgendwann aufhören zu steigen und damit wieder ein neues Kapitel
an der Börse aufgeschlagen werden. Die Volatilität globaler Anleihen
hat kürzlich den höchsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie
erreicht, sodass die Märkte jetzt gerade noch rechtzeitig eine Pause
einlegen können, bevor sich unkalkulierbare Risiken für das gesamte
Finanzsystem ergeben.
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