Trump macht Exporteuren weiter das Leben schwer
Exporteure haben nach dem „Liberation Day“ ihr Vorgehen angepasst. Die fehlende Vorhersehbarkeit der Zollpolitik von Donald Trump bleibt aber ein Problem.
US-Präsident Donald Trump macht Exporteuren weiter das Leben schwer. Hatte er zunächst noch einen zum 1. Juni gültigen 50-Prozent-Zoll auf Einfuhren aus der Europäischen Union (EU) verkündet, ruderte er nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorerst zurück. Nun werde bis zum 9. Juli doch erst einmal weiter verhandelt.
Schon der „Liberation Day“ am 2. April hat für eine deutlich veränderte Einschätzung der Exporteure gesorgt, wie eine Umfrage des Warenkreditversicherers Allianz Trade zeigt. „Die positiven Exportprognosen sind weltweit von 80 Prozent auf 40 Prozent gesunken“, sagt Aylin Somersan Coqui, CEO von Allianz Trade. „42 Prozent der Unternehmen rechnen nun mit einem Rückgang ihrer Exportumsätze zwischen 2 Prozent und 10 Prozent. Vor dem 2. April lag dieser Wert bei lediglich 5 Prozent.“
Die Zahlen beruhen auf der vierten Auflage der Allianz Trade Global Survey. Die Besonderheit in diesem Jahr: Die Unternehmen wurden in zwei Wellen befragt – einmal vor und einmal nach dem „Liberation Day“.
Zahlungsfristen werden länger
Der Handelskrieg hat die Erwartungen hinsichtlich der Zahlungsbedingungen getroffen: Nach der Ankündigung der Zölle durch Trump im April rechneten 25 Prozent der Exporteure mit Zahlungsfristen, die sieben Tage oder mehr zugelegt haben, was einem Anstieg von 13 Prozentpunkten entspricht, so der Versicherer. Fast die Hälfte der Exporteure (48 Prozent) gehe nun von einem erhöhten Zahlungsausfallrisiko aus – insbesondere in den USA, Italien und Großbritannien. Dies spiegelt laut Allianz Trade die allgemeine Verschlechterung der globalen Handelsbedingungen wider.
Anders als in den Vorjahren seien die Deutschen aber deutlich optimistischer als der weltweite Schnitt. In Deutschland erwarteten fast vier von zehn der befragten Unternehmen eine sich verschlechternde Zahlungsmoral und ein Drittel mehr Zahlungsausfälle (34 Prozent). Nur 11 Prozent der Exportunternehmen würden weiterhin innerhalb von 30 Tagen bezahlt, schreibt Allianz Trade. Etwa 70 Prozent der befragten Unternehmen würden Zahlungen innerhalb von 30 und 70 Tagen erhalten.
„Da Exporteure mit steigenden Insolvenzrisiken konfrontiert sind, stehen sie unter Druck.“
Ana Boata, Allianz Trade
„Größere Unternehmen sind meist mit längeren Zahlungszielen konfrontiert: Rund ein Viertel der befragten Unternehmen mit einem Umsatz von über 5 Milliarden Euro hat Zahlungsfristen von mehr als 70 Tagen, verglichen mit 18 Prozent im Gesamtdurchschnitt“, sagt Ana Boata, Leiterin Economic Research bei Allianz Trade.
Das deute darauf hin, dass große Unternehmen zunehmend die Rolle einer unsichtbaren Bank für kleinere Unternehmen übernehmen. „Da Exporteure mit längeren Zahlungszyklen und steigenden Insolvenzrisiken konfrontiert sind, stehen sie unter Druck, Kosten weiterzugeben, neue Märkte zu erschließen oder sogar ihre gesamte internationale Präsenz zu überdenken.“
Deutsche Unternehmen besonders getroffen
Deutsche Exporteure seien von den Zöllen insgesamt besonders getroffen. Die EU könnte durch die Zölle 33 Milliarden US-Dollar an Exporteinnahmen verlieren, Deutschland hat laut Allianz Trade mit 9 Milliarden US-Dollar am meisten zu verlieren. Und das war noch vor den jüngsten Zollankündigungen von Trump. Entsprechend hätten sich bei deutschen Unternehmen die Wachstumsaussichten bei den Ausfuhren stark eingetrübt. Vor dem Handelskrieg rechneten noch acht von zehn der befragten deutschen Unternehmen mit steigenden Umsätzen bei ihren Exporten.
Nach der Eskalation der Zollpolitik habe sich die Zahl der Optimisten allerdings halbiert: Nur noch 40 Prozent der deutschen Exportunternehmen erwarteten steigende Umsätze.
Wie versuchen Exporteure, Herr der Lage zu werden? Sie diversifizieren Allianz Trade zufolge ihre Lieferketten und Kundenstämme. Das ist nicht verwunderlich, da 54 Prozent der Befragten geopolitische und politische Risiken sowie soziale Unruhen als eine der drei größten Bedrohungen für ihre Supply Chain ansehen.
Etwas weniger als ein Drittel hat laut Survey bereits neue Exportmärkte gefunden, während fast zwei Drittel (63 Prozent) das noch vorhaben. In Deutschland planen demnach über 90 Prozent der deutschen Exporteure entsprechende Schritte: 32 Prozent der befragten Teilnehmer haben bereits neue Märkte erschlossen, weitere 59 Prozent wollen diesen Schritt im kommenden Jahr gehen.
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