Niedrige Umsätze, sinkende Volatilität und immer weiter steigende Kurse im Deutschen Aktienindex – die aktuelle Rally dürfte für viele Anleger die überraschendste seit langer Zeit sein. 2.700 Punkte hat der DAX seit seinem Jahrestief Anfang Oktober ohne größere Korrektur zurückgelegt. Die Mehrheit wurde durch die Kursgewinne auf dem falschen Fuß erwischt, auch weil die Erholung nicht wirklich die fundamentalen Rahmenbedingungen widerspiegelt.  

Stattdessen wird der Anstieg vor allem von der Hoffnung auf eine weniger restriktive Geldpolitik getragen. Damit ähnelt die Entwicklung dem Verlauf des Aktienmarktes im Jahr 2020. Wirtschaftlich äußerst düstere Zukunftsszenarien inmitten der Coronapandemie wurden überlagert von der Aussicht auf das billige Geld der Zentralbanken. Die Indizes erreichten neue historische Höchststände. Nun wittert der Markt offenbar eine Wiederholung der Geschichte. 

Fundamental sieht es zudem nicht ganz so düster aus wie vor zwei Jahren. Denn es deutet sich nicht nur ein Höhepunkt bei der Inflation an, auch das Wachstum der deutschen Wirtschaft wird vermutlich nicht so tief einbrechen wie zunächst befürchtet. Zumindest deuten darauf der heute besser als erwartet veröffentlichte Ifo-Index als auch die gestern gemeldeten Einkaufsmanagerindizes hin. Vor allem die Erwartungskomponente im Ifo-Index zeigt eine Trendwende an, nachdem die Schere zwischen Lagebeurteilung und Zukunftsaussichten so weit auseinanderklaffte wie noch nie zuvor.  

Trotz der positiven Überraschung bei den Daten dürfte sich das Wachstum in den Wintermonaten kräftig abschwächen. Das allerdings könnte die Europäische Zentralbank dazu bewegen, bei künftigen Zinsschritten bedachter vorzugehen, womit der geldpolitischen Hoffnung auch die entsprechenden Fakten folgen könnten.